Ein Blick auf Männlichkeit und Handarbeit im feministischen Film „Hoffen wir, daß es ein Mädchen wird“ (1986)**

In einer Welt, in der traditionelle Geschlechterrollen oft als unverrückbar galten, fällt es besonders auf, wenn ein Film diese Rollen hinterfragt und auf subtile Weise aufbricht. Der italienische Regisseur Mario Monicelli tat genau das in seinem Film „Hoffen wir, daß es ein Mädchen wird“ (Originaltitel: *Speriamo che sia femmina*), der 1986 erschien und auf humorvolle, aber tiefgründige Weise feministische Themen anspricht. Einer der denkwürdigsten Charaktere in diesem Film ist Onkel Hugo, gespielt von Bernard Blier, dessen liebenswürdiges Auftreten und ungewöhnliches Hobby — Stricken — zum Symbol für die Auflösung traditioneller Männlichkeitsbilder wird.

### Onkel Hugo: Ein Strickender Mann im patriarchalen System

Onkel Hugo ist eine Figur, die sofort Sympathien weckt. Er sitzt gemütlich in seinem Schaukelstuhl am Kaminfeuer und strickt. Ja, strickt! Und das in einer Gesellschaft, die traditionell Handarbeiten eher Frauen zuordnet. Doch Onkel Hugo lässt sich davon nicht beeindrucken. Er strickt einen riesigen Strumpf, der so lang ist wie ein Schal. Als er gefragt wird, für wen dieser Strumpf sei, gibt er zur Antwort: „Der ist wohl kaum für einen Menschen, der ist für ein Pferd.“ Diese humorvolle Bemerkung zeigt nicht nur seine liebenswerte Schrulligkeit, sondern auch eine unbewusste Rebellion gegen das gesellschaftliche Korsett der Männlichkeit.

### Das Stricken als Akt des Widerstands

Onkel Hugos Stricken ist mehr als nur ein skurriles Detail; es ist ein leiser Akt des Widerstands gegen ein patriarchales System, das Männer und Frauen in enge Rollen drängt. Während die Frauen in dem Film um Unabhängigkeit und Selbstbestimmung kämpfen, nimmt Onkel Hugo eine passive, aber dennoch bedeutsame Rolle ein. Er lebt in einer Welt von Frauen — seine Nichten, Töchter und Schwägerinnen prägen seinen Alltag. Er ist Teil eines weiblichen Familienkreises, der sich vom patriarchalen Einfluss zu befreien versucht. In dieser Konstellation ist Hugos Stricken eine Geste der Solidarität mit den Frauen und ihrer Emanzipation.

Durch das Stricken bricht Hugo die traditionelle Vorstellung von Männlichkeit auf. Er zeigt, dass es keinen Widerspruch zwischen Maskulinität und Fürsorglichkeit oder handwerklicher Tätigkeit gibt. In einer Welt, die von toxischer Männlichkeit geprägt ist, verkörpert er eine andere Art von Männlichkeit — eine, die sanft, liebevoll und unaufgeregt ist.

### Die feministische Botschaft des Films

„Hoffen wir, daß es ein Mädchen wird“ ist ein Film, der den Spagat zwischen Humor und Gesellschaftskritik meisterhaft bewältigt. In einer patriarchal geprägten Welt kämpft eine Gruppe von Frauen für ihre Selbstbestimmung und Unabhängigkeit. Der Film stellt dabei die Rolle der Frau in der Gesellschaft in den Mittelpunkt, ohne die männlichen Charaktere zu dämonisieren. Onkel Hugo repräsentiert eine Form von Männlichkeit, die als Vorbild dienen könnte — eine Männlichkeit, die sich nicht über Macht oder Stärke definiert, sondern über Verständnis und emotionale Intelligenz.

Monicelli gelingt es, die Geschichte in einem leichten, fast märchenhaften Ton zu erzählen, ohne die Ernsthaftigkeit der Themen zu verlieren. Der Film ist eine liebevolle Hommage an Frauen, die sich gegen gesellschaftliche Zwänge auflehnen, und an Männer, die bereit sind, diese Auflehnung zu unterstützen, indem sie selbst neue Rollen einnehmen.

### Männer stricken auch im Kino — und das ist gut so

Onkel Hugos Stricken mag auf den ersten Blick wie ein kurioses Detail wirken, doch es ist viel mehr als das. Es symbolisiert die Möglichkeit einer anderen Männlichkeit, einer, die nicht auf Klischees basiert, sondern auf Offenheit und Flexibilität. Wenn Männer im Kino stricken, zeigt das, dass auch die Leinwand bereit ist, sich von starren Geschlechterrollen zu lösen. Monicelli hat mit „Hoffen wir, daß es ein Mädchen wird“ nicht nur einen feministischen Film geschaffen, sondern auch eine kleine, aber bedeutende Geschichte über die Freiheit der Männer erzählt, ihre eigene Männlichkeit neu zu definieren.

Männer, die stricken — im Kino und im echten Leben — sind ein Zeichen für eine sich verändernde Gesellschaft. Eine, die bereit ist, traditionelle Normen zu hinterfragen und neue Wege zu gehen.